Der Wahlkampf ist offenbar zur Show verkommen, nicht die Themen stehen im Vordergrund, sondern wie sich die Kandidaten bei den Konfrontationen vor der Kamera verhalten. Da treten Spitzenkandidaten auf, die einem in fast revolutionär neuer Weise das Blaue vom Himmel versprechen. Die Einsparungen, die sie einerseits vornehmen wollen, sind zum Teil abenteuerlich hoch und auf der anderen Seite wollen sie allen mehr und Besseres zukommen lassen. Das wäre ja alles wirklich schön. Nur wie das zusammenpasst und wie das gehen soll, das fragt man sich schon und Zweifel sind da schon angebracht. Außerdem treten sie praktisch als Einzelkämpfer auf, die Herren, die uns all das versprechen: die Herrn Kern, Kurz, Strache, Strolz und Pilz. Und von den Granden ihrer Parteien oder Bewegungen, die ja das Programm ihres Spitzenkandidaten mittragen müssten, hört und sieht man relativ wenig. Und dabei wäre es wichtig, dass nach den Wahlen, nach einem Wahlerfolg, die jeweiligen Granden der Partei des Siegers das angekündigte Programm mittragen, dass nachher auch sie, die Granden, ihren Frontmann nicht im Regen stehen lassen und dann mit ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen kommen und Wasser in den Wein des angekündigten Programms gießen.
Ja, man fragt sich, wie viel Unterstützung der Spitzenmann wirklich hat. Welche Strömungen und Teilströmungen es in der von ihm angeführten Wahlbewegung gibt. Ob er, der vor der Wahl als Attraktion für seine Partei und Bewegung und als Wählermagnet gerne vorgeschoben wird, nach der Wahl in seiner Partei oder Bewegung tatsächlich das Gewicht und die Macht hat, sein Programm gegen widerstreitende Interessen bei den Granden seiner Partei oder Bewegung durchzusetzen.
Ja, das hat man schon oft gesehen, besonders bei sogenannten Quereinsteigern oder „neuen Männern“, dass die nicht den vollen Rückhalt in ihrer Partei oder Bewegung haben, wenn sie dort nicht groß geworden, dort nicht verwurzelt sind, dass sie nämlich so schnell wie sie aufgetaucht sind auch wieder von der Bildfläche verschwunden sind, besonders wenn der Wahlerfolg nicht den Erwartungen entspricht.
Also gilt es, darauf zu achten, wie die Spitzenkandidaten von ihrer Bewegung getragen werden, ob sie laufend unterstützende Erklärungen der wichtigen Leute ihre Partei oder Bewegung erhalten, und nicht nur allgemeiner Art, sondern zu den einzelnen Punkten des Wahlprogramms, oder ob man auch abweichende Bemerkungen in Partei und Bewegung hören kann. Je nach dem kann man ihren Wahlversprechungen mehr oder weniger Gewicht beimessen.
Die Intelligenz des Wählers ist gefragt!