Wer weiß da, was die Frauen wünschen?
Und das zu wissen ist wichtig, damit eine sinnvolle Frauenpolitik gemacht werden kann. Und jetzt vor den Wahlen sollten die wahlwerbenden Parteien ihre Konzepte auch zur Frauenpolitik bekannt geben.
Wenn da Konzepte gemacht werden, da melden sich zunächst immer die Karrierefrauen zu Wort und machen sich für eine für Frauenpolitik in ihrem Sinne stark. Die Damen, die ihre Lebensplanung als Single, oder jedenfalls ohne Kinder und ohne Ehemann, oder meist ohne lange duldenden Ehemann, als Muster für die anderen nehmen. Ich glaube, wenn die von Karriere, von Verdienen, von Berufstätigkeit sprechen, dann haben sie nicht die Einsicht in die Wünsche und Bedürfnisse der Mehrzahl der Frauen in Österreich. Ich, als Mann, aber doch mit jahrzehntelanger Lebenserfahrung, auch mit Familie mit Kindern und jetzt schon Enkeln, zeitweise als Referent für Frauenfragen in einem Ministerium, traue mich da, wie ich glaube, ein objektiveres Bild zu zeichnen, dass mehr Frauen gerecht wird als das von Karrierefrauen gezeichnete Bild, wo Frau gleich Emanzipation und gleich Frauenberufstätigkeit ist.
Denn wie sieht meiner Meinung nach heute das Bild der durchschnittlichen Österreicherin aus?
Die heutige Österreicherin ist in der Regel gut ausgebildet, sie hat einen Beruf erlernt und will ihn auch ausüben. Aber sie träumt auch von einer Partnerschaft, von einer Familie, von ein bis zwei Kindern, einem gemütlichen Zuhause, ja und einem Partner, der auch einen gewissen Wohlstand für die Familie garantieren kann. Zunächst wird sie ihren Beruf ausüben, vor allem in der Phase, wo beide noch wenig verdienen. Dann kommt das erste Kind. Die Frage ist jetzt, ob sie sich ein Zuhausebleiben leisten kann (nicht: will!). Was gibt es Schöneres als das Heranwachsen eines Kleinkindes zu betreuen (auch Väter wünschen sich das oft)? Ob das geht, hängt meist vom Einkommen des Partners ab. Und wenn es nicht ausreicht, dann muss die Frau nach der Karenzzeit wieder ins Berufsleben einsteigen. Die Frage der Kinderbetreuung tritt auf. Da gibt es zunächst – hoffentlich – auch die Großmütter und – wenn sie Glück hat – verschiedene Kinderbetreuungsstellen. Hier besteht natürlich ein Nachholbedarf. Die Politik ist hier gefordert! Aber will die Mutter ihr Kind jetzt überhaupt ganz einfach abgeben und sich nur am Abend, bei der Heimkehr von der Arbeit, um ihr Kind kümmern? Nein, die meisten Frauen wollen in dieser Phase, wenn sie schon berufstätig sein müssen, wenigstens nur teilzeitig arbeiten. Also müssten für sie genügend Teilzeitbeschäftigungen vorhanden sein bzw. geschaffen werden! Diese Phase der Teilzeitarbeit kann sich verlängern, wenn ein zweites oder gar drittes Kind kommt. Nächste politische Forderung: Der Frau, die längere Zeit mit der Berufstätigkeit ausgesetzt hat, müsste der Wiedereinstieg ermöglicht werden. Denn hier hakt es oft: dieser Wiedereinstieg funktioniert sehr oft nicht, obwohl die Frau gerne arbeiten möchte und das Einkommen dringend für ihre gewachsene Familie brauchen würde.
Und noch eine weitere Forderung der wohlverstandenen Frauenpolitik: Die Kindererziehungszeiten sollten für die Pension anerkannt werden. Denn die Leistung der Frauen, die für das Heranwachsen der Kinder und deren Entwicklung sorgen, ist für die Gesellschaft gar nicht hoch genug einzuschätzen. Und warum sollten diese Frauen in der Pension gegenüber jenen benachteiligt werden, die ihr ganzes Leben nur ihrer Berufstätigkeit widmen konnten und nicht durch Familie und Kinder daran behindert wurden? Kinder sind dem Staat wichtig! Und die Kinder werden auch einmal die Pensionen für jene Frauen und Männer zahlen, die die finanziellen Nachteile, aber nicht nur diese, einer Mutter- oder Vaterschaft nicht auf sich genommen haben.
Der Frauenpolitik steht noch ein weites Feld offen, wobei nicht nur die Dauerberufstätigkeit als das allein seligmachendes Ziel aller Frauenwünsche angesehen werden sollte!