Auch, wenn es „nur“ Bürgermeister-, Gemeinderats- oder Landtagswahlen sind. Denn dann bekommen die herrschenden Politiker die Rechnung vorgesetzt, die Rechnung und Abrechnung für das, was sie geleistet oder nicht geleistet haben. Da werden sie von ihren Wolkensitzen, hoch über dem gemeinem Volk, heruntergeholt und es wird ihnen gezeigt, dass sie ja nur Beauftragte, also Angestellte sind, die nicht auf eigene Rechnung und nach dem Diktat ihrer Parteioberen zu handeln haben, sondern die Interessen des Volkes zu vertreten haben, und zwar eigentlich jeder einzelne Volksvertreter in höchstpersönlicher Verantwortung!
Man kann sich nur wünschen, dass oft Wahlen sind. Denn das ist Demokratie, also „Volksherrschaft“!
Leider aber scheinen das jene nicht zu wissen, die daheim bleiben und nicht zur Wahl gehen. Sie glauben, das sei Protest gegen die Oberen und würde so zur Kenntnis genommen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall! Die oben werden bestätigt, sie dürfen weitermachen wie bisher, niemand stimmt gegen sie. Sie motivieren und mobilisieren ja ihre eigenen Anhänger und mit einer Minderheit können sie dann die Zustimmung erhalten, die sie brauchen, um weiter zu machen wie bisher. Wahlenthaltung ist also in der Praxis und in der Auswirkung kein wirksames Mittel des Protestes.
Aber wen wählen, wenn man mit keinem zufrieden ist? Ja, trotz allen, da ist es noch besser, das geringste Übel zu wählen, das am wenigsten unerfreuliche Angebot anzunehmen und doch zur Wahl zu gehen, als sich schließlich mit dem zufrieden geben zu müssen, das andere – die vielleicht nur eine vorübergehende unnatürliche relative Mehrheit haben – für einen ausgesucht haben.
Daheimbleiben als Protest führt meistens nur dazu, dass man sich ins eigene Fleisch schneidet.