In ganz Europa ist der Trend unverkennbar. Eine Wahl nach der anderen zeigt es: die linken Parteien, zuvorderst die sozialistischen, machen eine Talfahrt durch. Es hilft nichts, wenn man als letzte Ausflucht sich einen Gegner sucht, den man hochstilisiert, mit Angriffen überschüttet, um die Eigenen bei der Stange zu halten. Im Gegenteil: der wachsende linke Radikalismus schreckt viele noch mehr vor dem überholten und extremen linken Gedankengut und der Einseitigkeit der Politik ab, die mit Andersdenkenden zu keinen vernünftigen Kompromissen kommen kann. Den anderen anpatzen, das zählt da zur politischen Strategie. Selbst vor Angriffen über Landesgrenzen hinweg schreckt man da nicht zurück. Dass das dann oft den gegenteiligen Effekt nach sich zieht, das wird im blinden Hass übersehen. Und dann hält man sich selbst noch für politisch korrekt und die anderen, die nicht so sind, wie man sie gerne hätte, für Extremisten. Erkennt doch, dass solches Agieren überholt ist und heute nicht ankommt! Denn die Vernünftigen sind heute in der Mehrheit.
Wie schaut es da bei Sozialisten und Sozialdemokraten aus, der wichtigsten Gruppe unter den Linken? Der Namenswechsel von Sozialisten zu Sozialdemokraten liegt zwar schon lange zurück, aber der Ideologiewechsel ist bei vielen Alt-Funktionären und jungen Würd-gern-Funktionären offenbar noch nicht vollzogen. Und das gilt nicht nur für Österreich und auch nicht nur für unseren großen Nachbarn im Norden. Natürlich und recht deutlich erkennbar gilt dies jedoch für die SPÖ in Österreich, zumindest für große Teile davon. Und da wird von diesen Überbleibseln der alten Denkweisen in der Partei der Wechsel und die Veränderung übersehen, die in der Wählerschaft eingetreten sind. Der Wähler ist aufgeklärter, politisch interessierter, unabhängiger, kritischer und weniger beeinflussbar geworden. Den Altgenossen und den radikalen Jungen müsste vor allem doch der Mitglieder- und Wählerschwund zu denken geben. Aber offensichtlich nicht einmal das führt zu einem Erwachen.
Na dann also! Wenn sie sich nicht ändern, die führenden Kreise in der Sozialdemokratie, dann wird wohl der Niedergang ihrer Partei weitergehen. Dabei brauchen Staat und Gesellschaft nichts dringender als soziale Demokratie in der Politik, um den Ansprüchen der Gegenwart gerecht zu werden. Wohlgemerkt: soziale Demokratie und nicht (mehr oder weniger) demokratischen Sozialismus!